Der erste Monat war sehr ereignisreich und ich habe viel erlebt. Unter der Woche bin ich vor allem auf der Farm und am Wochenende unterwegs. Durch mein eigenes Moped bin ich sehr mobil, aber insgesamt schneller als 50km/h zu fahren ist nicht so oft möglich. Die Tankpreise sind auch sehr entgegenkommend, so zahle ich für einmal volltanken nur um die 3€. Da hier viele Menschen trotz harter Arbeit sehr wenig verdienen, ist für europäische Standards alles sehr billig. So kann man z.B.auch für 3€ richtig gut Essen gehen.
Die Filipinos bauen eigentlich nur Reis als ihr Getreide an und so gibt es das auch immer. Ich esse früh, mittags, abends Reis und dazu entweder Gemüse oder Ei. So abwechslungsreich ist es ehrlich gesagt nicht, aber bisher esse ich es noch gern. Auch weil die Auswahl an exotischen Früchten riesig ist und ich sehr viel probieren kann. Wenn wir auf der Farm gerade beschäftigt sind, kommen oft andere Mitarbeiter zu uns, um uns immer wieder neue Früchte vorzustellen. Ich probiere demnach sehr viel aus und es schmeckt auch alles sehr gut – bis auf Durian. Dieser angebliche King of Fruits sieht zwar sehr vielversprechend aus, aber das Fruchtfleisch hat wirklich einfach nur so geschmeckt, als würde ich direkt aus der Biotonne essen und genau so riecht die Frucht auch meterweit. Die Filipinos sind trotzdem alle extreme Fans von dieser Frucht, was ich ehrlich gesagt nicht so nachvollziehen kann.
Die Temperaturen sind hier wirklich durchgehend extrem hoch, aber man sieht die Sonne fast nie, weil es ebenfalls auch fast jeden Tag regnet und der Himmel jetzt in der Regenzeit oft mit Wolken bedeckt ist. Das macht die Hitze für mich sehr viel angenehmer, da man fast nie richtig in der Sonne steht. Pflanzen und Tiere sind hier sehr beeindruckend, da alles größer ist als in Deutschland. Viele Insekten sind Daumengroß und die Blätter von manchen Pflanzen so groß wie ich. Über unserer Tür wohnt jetzt ein riesiger Gecko, der in der Nacht immer die Insekten isst, die von dem Licht angezogen werden. Auch laufen hier auf der Farm riesige Eidechsen rum, die so ungefähr 40cm lang sind und auch mal ein ganzes Huhn essen, die hier ebenfalls frei rumlaufen. Leider haben die Filipinos die Gewohnheit so ziemlich alles zu essen was atmet, also werden so beeindruckenden Tieren wie den Echsen auch gerne Fallen gestellt, um sie anschließend am Spies zu braten.
Ich hatte jetzt in den letzten Wochen zwei sehr eindrückliche Erlebnisse, das erste war an einem Hafen von einer Nachbarinsel, nachdem ich von einem Wochenendtrip nach Hause fahren wollte. Ein paar Bauern haben erst Schweine und dann Kühe auf ein Holzboot verladen, um sie auf die Nachbarinsel zu bringen. Als sie die erste Kuh versucht haben zu verladen, ist diese auf dem schmalen Steg ausgerutscht und vor aller Augen einfach im Hafenbecken ertrunken. Als wir danach die Verantwortlichen gefragt haben, was sie denn jetzt machen wollen, haben sie nur mit den Schultern gezuckt. Ich wüsste aber auch nicht was man noch hätte tun können, da wäre schon ein Krahn nötig gewesen, um sie wieder rauszuholen.
Das zweite Erlebnis hat mir noch einmal verdeutlicht, welches Ansehen weiße Menschen hier haben. Viele Menschen im ländlichen Gebiet haben nur sehr wenige Weiße persönlich getroffen und sind uns deshalb manchmal sehr schüchtern und zurückhaltend gegenüber, aber wenn man dann mit ihnen spricht, sind sie sehr neugierig. Nur einer hat es wirklich auf die Spitze getrieben. Heute findet hier in der Kirche auf der Farm eine Hochzeit statt, und in der letzten Woche waren wir viel damit beschäftigt, die Farm dafür herzurichten. Als gestern die ersten Angehörigen kamen, stand ich ziemlich verdreckt und durchgeschwitzt mit einem Strohhut vor der Kirche. In diesem Moment kam ein Typ, so Anfang 20, auf mich zu und fragte mich ganz ernst, ob ich der Eigentümer der Farm sei. Das ist für mich total unverständlich, aber hier total normal, weil viele Resorts und größere Anlagen in ausländischer Hand sind. Die Investoren sind dann oft Weiße und Europäer, so gehört zum Beispiel das nächste Strandhotel in meiner Nähe einem Deutschen.

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